Freitag, 9. Oktober 2015
Auf der Mauer, auf der Lauer
Am 27.09. gings mit Ines und Patrick zur chinesischen Mauer. Wir verließen frühmorgens das Haus und fuhren mit der U-Bahn zum Busbahnhof. Dort angekommen gönnten wir uns ersteinmal ein reichhaltiges Frühstück bei McDoof und nahmen anschließend den Linienbus nach Mutianyu. Im Bus machten wir ersteinmal ein kleines Nickerchen - bis der Bus etwas länger hielt und wir von jemandem geweckt wurden. Zuerst dachten wir, es sei der Busfahrer. Er sagte zu uns: You need to get out. You need to get out here!

So schnell wir konnten stiegen wir aus, bevor der Bus mit uns versehentlich hätte weitergefahren können. Wie sich herausstellte, war es ein "private taxi"-Fahrer, der uns aus dem Bus geholt hatte, damit er uns höchst persönlich zum Touristeneingang der Mauer fahren konnte. Natürlich für einen satten Preis. Diesmal waren wir der chinesischen Taxi-Mafia ins Netz gegangen! Wir überlegten noch, ob wir einfach auf den nächsten Bus warten sollten, entschieden uns dann aber doch dafür, mit dem dubiosen Chinesen mitzufahren. Wir wollten nicht zweimal für die Busfahrt bezahlen und hätten an der Busendhaltestelle ohnehin ein Taxi zur Weiterfahrt gebraucht. Nach einigen Diskussionen und nachdem wir einen Preis für die Fahrt ausgehandelt hatten, stiegen wir widerwillig in den PKW unseres Fahrers und ich musterte den Taxifahrer während der gesamten Fahrt über missbilligend. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht während dieser Fahrt zu schlafen.

Mit den Chinesen (allen voran den Taxifahrern) ist es so: Nachdem man sich darauf geeinigt hat, welchen Preis man dem Herren für seine Dienstleistung zahlen wird, sind diese äußerst hilfsbereit, sehr sehr zuvorkommend und geben sich alle Mühe, einen guten Service zu bieten. Das heißt in der Regel: den Kunden so schnell wie möglich ans Ziel bringen, mit atemberaubenden Überholmanövern. So lange bei den "hilflosen" Ausländern bleiben, bis diese Ihre Tickets, ihr Hotel etc. bekommen haben und helfen, falls es Probleme gibt, diese zu bekommen. Außerdem für den Kunden am Ticketschalter den besten Deal aushandeln, nachdem der Kunde gezahlt hat, ist er der King. Man bekommt eine royale Behandlung und soll dafür einen royalen Preis blechen. Wir waren mit dem guten Mann 20 Minuten unterwegs und haben dafür insgesamt 75 RMB (entspricht 11 Euro) bezahlt. Der Normalpreis für diese Strecke in einem Taxi wäre wohl bei 25 RMB gelegen.

Am Ticketschalter der Mauer angekommen, half unser Fahrer uns, das richtige Ticket zu bekommen. Dann ging es auch schon rauf auf die Mauer, und zwar mit der Seilbahn.

Oben angekommen begrüßte uns dieser Gedenkstein:

Henkel hat also die Restaurierung dieses Mauerabschnitts mitfinanziert. Wir waren natürlich zutiefst schockiert, dass eine deutsche Firma den Wiederaufbau der Mauer finanziert!


Meine total verrückte Reisebegleitung




Eine glückliche Mitbewohnerin. Wenn man auf der chinesischen Mauer unterwegs ist, kann es schonmal passieren, dass die Leute vor Freude Luftsprünge machen.


Hier und auf dem folgenden Wegabschnitt wurde es etwas steil und der Boden war ausgesprochen glatt. Leider hatten wir nur einfache Turnschuhe an. Wie sehr ich mir in diesem Moment doch meine Bergsteigerstiefel herbeigewünscht hätte!


Ein wildverwachsener Abschnitt der Chinesischen Mauer. Wir hätten uns ja denken können, dass das nicht der offizielle Weg ist...

Unser Plan war es, den 4-Stunden-Pfad auf der Mauer von Mutianyu nach Jiankou zu gehen. Nach etwa zweieinhalb Stunden in unserem Tempo wurde der Weg etwas unbegehbar und steil. Wir mussten uns an der Mauer links und rechts festhalten, um uns emporzuziehen oder wenigstens nicht rückwärts herunterzufallen. Dummerweise trug ich meine alten Straßenschuhe, die keinerlei Halt gaben, da das Profil bereits abgetragen und die Sohle somit komplett glatt war. Nach weiteren eineinhalb Stunden Kletterwandern trafen wir zwei pekinger Physiker, die uns mitleidig musterten und bemerkten, dass wir ja für solch eine Bergsteigertour ja garnicht richtig ausgestatten seien. Sie boten uns an, uns mit dem Auto mitzunehmen, sie würden gemeinsam mit uns einen Waldpfad nach unten nehmen, dort stehe ihr Auto, das sie bei einem kleinen Dorf geparkt haben.

Den Waldpfad nahmen wir unter Führung unserer chinesischen Wegbegleiter. Unten angekommen fanden wir alle fünf den Weg zu besagtem Dorf nicht und irrten weitere zwei Stunden durch den chinesischen Bannwald.





Im Wald habe ich ein Ines gesichtet. Es saß unauffällig unter einem Baum. Ich musste behutsam durch das Unterholz schleichen, um es nicht aufzuschrecken. Ein ganz seltenes Examplar.

Endlich, nach langem Suchen und dank baidu maps, fanden wir das kleine chinesische Dorf.


Wir quetschten und zu dritt auf die Rückbank des noblen BMWs, in dem uns die beiden Physiker zurück zum Bus fuhren. Wir waren erstaunt über ihre schlechten Fahrkünste. Beinahe hätten wir einen Unfall gebaut, da unser Fahrer in einer Kurve auf der Gegenspur überholen wollte. In dem Moment kam uns auf der Gegenspur ein Auto entgegen. Unser Fahrer ist dann gerade nochmal auf die eigene Fahrspur zurückgewichen. Guter Fahrer bzw. "Cheers bad driving"!

Wir waren insgesamt 12 Stunden unterwegs (von der Haustür bis zur Haustür). Ziemlich kaputt fielen wir im Hostel in unsere Betten.

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