Freitag, 9. Oktober 2015
Tag 1: Anleitung zum Nicht-Reisen und heute ist Geburtstag!
Am Freitag, 25.09. ging es los. Unsere Reise hatten wir im wahrsten Sinne last minute geplant. Folgendes haben wir dabei außer Acht gelassen:

-Wenn man zu einer Reise aufbricht, sollte man dies unbedingt an einem Freitagabend tun, am besten während der Hauptverkehrszeit ab 17 Uhr.

- Es reicht vollkommen aus, wenn man erst eine Stunde vor der Abfahrtszeit des Zuges losgeht. Am besten zu Fuß!

- Unterwegs kann man sich jederzeit noch etwas zu Essen kaufen.

- Busse kommen während dieser bevorzugten Tageszeit besonders gut durch den Verkehr und man bekommt garantiert einen Sitzplatz.

- Man kann sich auch jederzeit ein Taxi anhalten, an jeder Straßenecke warten freundliche Taxifahrer darauf, dass man einsteigt. Niemals kämen die Taxifahrer auf die Idee, die Notlage ihrer Fahrgäste auzunutzen und einen unverschämt hohen Preis zu verlangen! Die anderen Taxigäste lassen einem natürlich den Vortritt, niemand hat es an einem Freitagabend eilig.

- Falls man in dem Tumult im Stau stecken bleibt, verzichten die Verkehrsteilnehmer darauf, lautstark ihre Hupen einzusetzen. Sie scheinen allesamt zu wissen, dass sich durch Hupen allein, kein Stau auflöst.

- Bei einem Verkehrsunfall finden sich sofort engagierte und kompetente Ersthelfer. Hier sorgt man sich noch um die anderen und ist bei einem Notfall sofort zur Stelle. Den Notarzt lässt man auch gerne durch.

Natürlich bekamen wir kein Taxi, gingen den halben Weg zu Fuß, bevor wir in den völlig überfüllten Bus einstiegen und wir verpassten den Zug. Da vom Hauptbahnhof aus an diesem Tag kein regulärer Zug mehr nach Peking fuhr, tauschten wir unsere Tickets gegen Tickets für eine späteresn Zug ein, der zwei Stunden später vom Westbahnhof abfuhr (wir bekamen kostenlos neue Tickets und sogar 40 RMB für die Preisdifferenz zurück). Zum Westbahnhof fuhr uns ein "privat taxi"-Fahrer für satte 100 RMB. Das war uns dann relativ wurscht, weil wir ja unseren Zug erwischen wollten, um noch rechtzeitig in Peking zu sein.

Im Zug setzte ich dann meinen Plan in die Tat um. Dabei kam mir gelegen, dass wir alle verteilt im Zug saßen, jeder hatte einen Sitzplatz in einem anderen Wagen. Nachdem ich kurz im Zug verschnauft und mein Gepäck verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg und besuchte die anderen an ihren Plätzen. Ich hatte da etwas vorbereitet. Anne bleibt eben Anne, egal ob in China oder anderswo. Einer unserer Mitreisenden (Davy) würde am nächstenTag Geburtstag haben, genauer gesagt kurz, nachdem wir in Peking ankommen. Natürlich bin ich für jeden Anlass gewappnet und habe immer ein kleines Geburtstags-Überraschungsset parat. Für diesen Anlass hatte ich also extra eine Geburtstagskarte mitgenommen. Ich Davys Kumpel und Kommilitonen Patrick ein paar offizielle Worte als Glückwunschtext verfassen und alle auf der Karte unterschreiben. Als es dann soweit war, gabs noch Luftschlangen und Davy bekam ein Geburtstags-Partyhütchen auf den Kopf.

Am Bahnhof Peking versuchten wir dann noch einen Geburtstags-Sonderpreis für das Taxi auszuhandeln, weil doch unser Freund heute Geburtstag hat. Aber die Taxifahrer scheinen alle zu der chinesischen Taxifahrer-Mafia zu gehören und wollten uns für die kurze Strecke 200 RMB abverlangen. Alternativ schlugen sie uns vor, einen von uns fünf zurückzulassen, dann werde s billiger für die anderen vier. Nicht mit uns! Wir fanden den Nachtbus, der ins Zentrum fährt und ein chinesischer Fahrgast half uns, an der richtigen Station in den richtigen Bus umzusteigen.

Als wir angekommen waren, gabs eine Runde Geburtstagsbier, noch mehr Luftschlangen, baozi (gefüllte runde Teigtaschen/ -kugeln) als verspäteten Mitternachtssnack und einen Nachtspaziergang. Um 2:30 Uhr fielen wir dann in die Betten. Wir mussten leise sein als wir zurückkamen, denn in unserem 6-Bettzimmer war schon ein Bett belegt. Nummer 6 war aber garnicht leise, denn er fing sogleich zu schnarchen an, woraufhin ich mir das Lachen kaum verkneifen konnte. Irgendwann haben wir dann bestimmt geschlafen.

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