Freitag, 18. September 2015
山大欢迎你 (Shanda huanying ni)
Also die Shandong Uni ist wohl eine der besten Unis, um Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen: Studenten aus unzähligen Ländern studieren hier und wohnen mit mir in einem Haus. Sie kommen aus sämtlichen afrikanischen Ländern, den Pazifikinseln, südostasiatischen Ländern, Südamerika,… meist aus Ländern, in denen die Lebenshaltungskosten so gering sind, dass im Vergleich dazu für sie China schon wieder als „teures Land“ zählt. Ein Auslandsstudium in Europa oder Nordamerika wäre für diese kaum vorstellbar. Viele von ihnen sind Stipendiaten, die das Stipendium der chinesischen Regierung erhalten (meist für ein Medizinstudium inklusive ein Jahr Intensiv-Sprachkurs). Im Gemeinschaftsraum unseres Wohnheims haben sich alle Nationalitäten, die hier studieren, mit einem Wandbild verewigt. Es wurde wirklich jeder Zentimeter der Wand und auch der Decke ausgenutzt und dabei ist jedes Land nur einmal vertreten.
Das ist zum Beispiel das Bild, mit dem sich meine Vorgängerinnen vor 5 Jahren ein Denkmal gesetzt haben:

In den letzten Wochen habe ich enorm viele Studenten aus Pakistan (oft Medizinstudenten oder Doktoranten, die zum Teil sogar mit ihrer Frau/ Familie in einem einzigen Wohnheimszimmer untergebracht sind) und viele Koreaner (meist Austauschstudenten, die den Sprachkurs besuchen) kennengelernt. Außerdem habe ich vier Franzosen (darunter ein Halbschotte^^), zwei Marokkanerinnen, eine Lettin, eine Holländerin, einen Briten, einen Amerikaner, drei Mexikaner, einen Spanier und eine Zyperin getroffen, beziehungsweise mich mit ihnen angefreundet. Wir Deutschen sind mit fünf Leuten die größte Gruppe Eropäer, wobei die anderen vier nur bis Februar/März bleiben. Wir sind drei Bachelorstudenten aus Augsburg und zwei Masterstudenten aus Ulm. Auch einige Laoten habe ich getroffen, die allesamt ausgesprochen gastfreundlich und sehr lieb sind. So kann es sein, dass, wenn man abends den Gemeinschaftsraum betritt, man spontan zu einer Runde Laoshan-Bier eingeladen wird.
Dabei gibt es eine Besonderheit: Immer wenn man trinkt, muss man mit den anderen anstoßen. Wenn man anstößt, muss man austrinken (gambei!) und wenn das Glas leer ist, füllt in Sekundenschnelle der jüngste männliche Laote dein Glas wieder randvoll. Blöd ist es, wenn man das größte Glas erwischt hat, da hat man einfach Glück (<-laut der Laoten). Eines Abends gab es im Gemeinschaftsraum sogar ein rießiges Bankett. Die Laoten hatten gerade Besuch von Freunden von daheim und haben zum Abschied ein rießiges Festmahl mit laotischem Fingerfood und Technomusik aufgefahren. Selbstverständlich haben sie ganz stolz all ihre ausländischen Freunde eingeladen, mitzufeiern und jeden eingeladen, sich dazuzusetzen, der zufällig gerade zur Tür hereinkam.


Ich habe mich immer gefragt, was das für Menschen sind, die zum Studieren nach China gehen. Also von dem Eindruck, den ich bisher gewinnen konnte, kann ich sagen, dass das sehr coole Menschen sind. Die Europäer sind allesamt gut drauf und wissen natürlich, worauf sie sich bei dem „Abenteuer China“ eingelassen haben. Klar gibt es auch den einen Studenten, der jeden Tag jemand anderem in den Ohren liegt, dass er seinen Käse vermisst und seinen Wein und sein Baguette… (ehrlich wahr!) und den südamerikanischen Stipendiaten, der sich beschwert, dass er auch in der Kantine für sein Essen bezahlen muss. Wer mir leider auch aufgefallen ist, sind die armenischen Männer mit ihrer lauten Musik und die Russinnen, die sich leider etwas arrogant gebärden, wenn sie an anderen Frauen vorbeilaufen, ihre Mitstudenten beiseiteschieben, um in der Schlange zuerst bedient zu werden und mit Absätzen und tiefen Ausschnitten bewaffnet ganz vorne aufs Gruppenbild wollen. In meinem Chinesischkurs sitzen aber zwei Russen, ein Mädchen und ein Junge, die beide ganz in Ordnung sind. Es sind eben einige wenige, die auffallen und dies reicht, um ein negatives Bild zu bekommen... Insgesamt bin ich sehr zufrieden, was meine Mitstudenten anbelangt. Ich glaube, hier bin ich in bester Gesellschaft!

... comment